Ein wenig Geduld benötigt man schon, um die durch ihre Fellfärbung perfekt getarnten Luchse in ihrer weitläufigen Anlage im Zittauer Tierpark zu entdecken. In der Natur wird wohl den meisten Menschen ein solcher Anblick verwehrt bleiben- zum einen, weil die größten Katzen Europas sehr selten und zum anderen sehr, sehr scheu sind. In Gebieten, in denen sie heimisch sind, verraten sie ihre Anwesenheit meist nur durch Reste von Rissen und manchmal durch Losung oder Trittsiegel. Die Abdrücke von Luchspfoten (Breite der Vorderpranke 5- 7 cm, der Hinterpranke 4- 6 cm) kann man an den fehlenden Krallenabdrücken von Hunde- oder Wolfsfährten unterscheiden, denn Luchse ziehen ihre Krallen während des Laufens wie die meisten Katzen in Hauttaschen zurück. Die auffälligen „Pinsel“ an den Ohren wirken als Verstärker bei der Ortung von Lautquellen. Als Dämmerungs- und Nachtjäger sind ihre Augen rund sechsmal lichtempfindlicher als unsere. Luchse sind passionierte Überraschungs- und Lauerjäger und bekommen im Sinne ihrer körperlichen und geistigen Fitness auch im Tierpark Zittau ihr Futter nicht einfach vorgesetzt, sondern müssen es sich erarbeiten.Das Verbreitungsgebiet des Eurasischen Luchses erstreckte sich einst über weite Teile Europas und Asiens. Als Nahrungskonkurrent des Menschen und wegen des begehrten Fells wurde er über Jahrzehnte stark verfolgt und in Westeuropa fast ausgerottet. Der letzte Luchs im Harz wurde 1818, der letzte im deutschen Raum 1850 (bayrische Alpen) getötet. Durch Wiederansiedlungsmaßnahmen, aber auch durch einwandernde Luchse aus dem tschechischen Raum konnten sich die Tiere in einigen Gebieten Deutschlands inzwischen wieder etablieren, so z.B. im Harz und in der Sächsischen Schweiz. Als „Grenzgänger“ zwischen Tschechien und Deutschland ist der Luchs klammheimlich auch ab und zu im Zittauer Gebirge unterwegs.